Exposom: Die unsichtbare Verbindung zwischen Genetik und Umwelt (Deep Dive)
Shownotes
„Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein fortwährender Dialog mit unserer Umwelt.“ Gesundheitswissenschaftler und Podcast-Host Matthias Baum erklärt in diesem Deep Dive, warum das Exposom zum Schlüssel für ein neues Verständnis von Gesundheit wird. Denn die Gesamtheit aller Umwelteinflüsse, die im Laufe unseres Lebens auf unseren Körper wirken, stehen in ständiger Wechselwirkung mit Genetik, Verhalten und innerer Regulation.
Während das Genom unsere biologische Grundlage bildet, bestimmen Umweltfaktoren zu bis zu 90 Prozent, wie gesund oder krank wir tatsächlich sind. Ernährung, Luftqualität, Stress, Schlaf, Bewegung, aber auch soziale Beziehungen, hinterlassen biochemische Spuren im Körper. Und Gesundheit kann nur dort entstehen, wo innere und äußere Systeme im Gleichgewicht sind.
Matthias Baum erklärt, wie die Exposomforschung Gesundheit als dynamisches Netzwerkphänomen versteht: Jede Erfahrung verändert unsere Biochemie, beeinflusst Stoffwechselwege, Immunabwehr und Zellregeneration. Krankheit wiederum ist Ausdruck einer gestörten Kommunikation zwischen Umwelt und Genen. Prävention bedeutet daher, die eigene Resilienz zu stärken. Der Schlüssel dafür ist nicht die Abschottung, sondern eine bewusste Verbindung mit der Umwelt. Welche Mechanismen machen das Exposom messbar? Wie kann künstliche Intelligenz helfen, persönliche Risikoprofile zu erkennen und Prävention individuell anzupassen? Und welche Prinzipien fördern ein gesundes Leben im Einklang mit der Umwelt? Antworten direkt aus dem PARACELSUS LAB.
Ein ALL EARS ON YOU Original Podcast.
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00:00:01: Die Gene laden die Waffe und die Umwelt drückt den Abzug.
00:00:05: Aber wir sollten verstehen, die Umwelt ist nicht nur negativ, sie kann auch heilen.
00:00:10: Sie kann quasi die Gene in eine andere Richtung steuern, hin zu mehr Regeneration, zu Neuroplastizität und zu Entzündungsregulation.
00:00:19: Das ist das eigentliche Versprechen des Exposomes.
00:00:22: Wir können Einfluss nehmen.
00:00:24: Paracelsus lab.
00:00:25: Paracelsus lab.
00:00:27: Revolutionäre Perspektiven auf Gesundheit und Krankheit.
00:00:32: Der Podcast der Paracelsus-Gesundheitsakademien mit Matthias Baum.
00:00:38: Willkommen zu einem neuen Paracelsus-Laptip-Dive.
00:00:42: Lasst uns mit einer kleinen Gedankenreise starten.
00:00:46: Stell dir mal einen typischen Tag vor.
00:00:48: Du wachst morgens auf, checkst dein Handy, trinkst einen Kaffee oder Wasser aus der Leitung, du Frühstückst Müsli aus deiner Plastikverpackung, Danach radelst du durch den Straßenverkehr zur Arbeit.
00:01:02: Sitzt im Büro unter Neonlicht, ist mittags Fertigsalat mit Dressing aus der Flasche, mittags gehst du vielleicht spazieren und atmest die Straßenluft ein, denkst an deine To-do-Liste, auf dem Heimweg hörst du ein Podcast und schläft abends mit dem blauen Licht eines Bildschirms ein.
00:01:20: Alles ganz normal, oder?
00:01:22: Aber biologisch betrachtet passiert dabei etwas Gewaltiges.
00:01:26: Mit jedem Atemzug, jedem Gedanken, jedem Bissen und jeder Emotion interagiert deine Umwelt mit dir.
00:01:35: Sie verändert deine Biochemie ganz subtil, aber dauerhaft und, wie wir heute wissen, auch messbar.
00:01:43: In Deutschland sterben jedes Jahr rund neunhundertzwanzigtausend Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten.
00:01:48: Allen voran Herzkreisauferkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes mellitus, Neurodegenerativeerkrankungen.
00:01:54: Das sind über neunzig Prozent aller Todesfälle.
00:01:57: Die wenigsten davon sind genetisch bedingt.
00:02:01: Die allermeisten entstehen durch das, was wir täglich tun, was wir essen, einatmen, denken und fühlen.
00:02:08: Durch das, was uns umgibt und was in uns wirkt.
00:02:12: Und genau darüber wollen wir in dieser Podcastepisode sprechen, nämlich allen Einflussfaktoren aus der Umwelt.
00:02:20: In der Wissenschaft nennt man das Ganze das Exposome.
00:02:23: Die Summe aller Umwelteinflüsse auf unseren Körper, von der Empfängnis bis zum Tod.
00:02:29: Und wenn man das verstanden hat, dann verändert sich definitiv der Blick auf Gesundheit komplett.
00:02:34: Genau darauf wollen wir heute eingehen.
00:02:37: Wir wollen nicht mehr fragen nach dem, warum bin ich krank, sondern, was in meiner Umwelt macht mich gesund oder krank?
00:02:44: Dabei ist das Exposom nicht nur ein... Theoretisches Konzept, das ist vielmehr der Schlüssel für nachhaltige, für echte Prävention, ja auch für personalisierte Prävention.
00:02:55: Und es führt zu einer Medizin, die endlich das Ganze sieht.
00:02:59: Also, lasst uns einsteigen und darüber sprechen, was genau ist das Exposom eigentlich.
00:03:05: Und wir nehmen einen anderen Begriff dafür, der relativ ähnlich klingt.
00:03:08: Hinten mit diesem Ohm, nämlich das Genom.
00:03:11: Was war noch mal das Genom?
00:03:13: Also unsere Gene, unser Bauplan, der in jeder Zelle gespeichert ist in der Entstehung der Empfängnis.
00:03:19: Aber wie wir heute wissen, das Genom erklärt nur einen kleinen Teil des Gesundheitszustandes oder die Entwicklung von Krankheiten.
00:03:27: Das Exposom hingegen zeigt etwas ganz anderes.
00:03:30: Wir können heute sagen, Gene machen etwa zehn bis zwanzig Prozent der Krankheitsanfälligkeit aus.
00:03:37: Achtzig bis neunzig Prozent werden durch nicht genetische Faktoren bestimmt.
00:03:41: Also durch alles, womit du dich im Laufe deines Lebens konfrontierst, in Kontakt bist.
00:03:48: Und genau das ist das sogenannte Explosom.
00:03:51: Das Explosom ist gewissermaßen das Gegenstück zum Genom.
00:03:55: Aber, und das müssen wir verstehen, es ist sehr dynamisch, es ist sehr veränderbar, aber definitiv auch messbar.
00:04:04: In diesem Kontext gibt es einen schönen Satz, der das gut zusammenfassen kann.
00:04:08: Die Gene laden die Waffe und die Umwelt drückt den Abzug.
00:04:13: Aber wir sollten verstehen, die Umwelt ist nicht nur negativ, sie kann auch heilen.
00:04:18: Sie kann quasi die Gene in eine andere Richtung steuern, hin zu mehr Regeneration zu Neuroplastizität und zu Entzündungsregulation.
00:04:28: Das ist das eigentliche Versprechen des Exposoms.
00:04:30: Wir können Einfluss nehmen.
00:04:32: Das sollte hier schon ganz klar unterstrichen werden.
00:04:35: Und das ist der Unterschied zur alten Umweltmedizin.
00:04:38: Es geht nicht nur darum, einen Schadstoff zu identifizieren, sondern darum, das gesamte Netzwerk von Einflussfaktoren zu verstehen.
00:04:46: Die Summe aus Chemie, aus der Psychie, aus Verhalten, aus dem Klima, unserem Mikrobiom und auch unserem sozialen Umfeld.
00:04:54: Nicht der einzelne Giftstoff macht uns also krank, sondern das Zusammenspiel vieler kleiner Belastung über Jahre hinweg.
00:05:01: Und jeder Organismus reagiert auch unterschiedlich darauf.
00:05:05: Und genau dieses Zusammenspiel macht die Exposomforschung so einzigartig.
00:05:10: Also.
00:05:11: Wir kommen vom Genom und wissen, dass Exposom scheint die Gesamtheit aller Umwelteinflüsse zu sein.
00:05:16: Wie wird es definiert?
00:05:18: Der Begriff stammt von Christopher Wilde, das ist zumindest die älteste Arbeit aus dem Thema, und er beschreibt das Exposom als die Gesamtheit aller äußeren und inneren Einflüsse, den man von Empfängnis bis zum Tod ausgesetzt ist.
00:05:33: Und es werden drei unterschiedliche Ebenen oder Faktoren oder Umwelteinflüsse unterschieden.
00:05:39: Zum einen gibt es die allgemeinen externen Faktoren oder die allgemeine externe Umwelt.
00:05:44: Dazu zählen Dinge wie Klima, Luftqualität, Lärm, Licht und Lichtverschmutzung, aber auch so Themen wie sozioeconomische Verhältnisse, also in welchem sozialen Bereich man aufgewachsen ist, wie die finanzielle Situation ist, Stressbelastung und das Thema Urbanisierung, also in Städte zu wohnen beispielsweise, also der Wohnort ist entscheidend, Verkehr, Grünflächen in der Umgebung.
00:06:09: Darüber hinaus auf der zweiten Ebene gibt es spezifische externe Faktoren.
00:06:13: Das ist das, wenn wir über Umweltfaktoren sprechen, einem schon eher geläufiger ist.
00:06:17: Also wir sprechen über verschiedene Chemikalien, über Pistizide, Medikamente.
00:06:23: Ernährung oder Nahrungsbestandteile, Überrauch, Mikroplastik, aber auch Infektionen oder chronische Infektionen und natürlich Substanzen, die in aller möglichen Präparate eingebaut sind.
00:06:34: Kosmetikprodukte könnte man hier beispielsweise erwähnen und ähnliches.
00:06:38: Oder auch Themen wie Bewegung, sportliche Aktivität, sind ebenfalls Umweltfaktoren, die sehr spezifisch sind, aber extern.
00:06:47: Und die dritte Ebene, das sind sogenannte interne Faktoren oder das interne Umfeld oder anders ausgedrückt, auch die Biochemie.
00:06:55: Also letztendlich Stoffwechselprodukte, Entzündungsbotenstoffe, Hormone, das Mikrobiom, oxidative Substanzen und die Möglichkeit unsere Gene an und abzuschalten, also die Epigenetik und dementsprechende Substanzen, die mit dazu gehören.
00:07:10: Das neue bei der Exposomforschung ist verbindet die Ebenen systematisch miteinander.
00:07:17: Man schaut also nicht nur auf den äußeren Reiz, sondern wie äußere Reize in biologische Prozesse übersetzt werden.
00:07:24: Und das ist insofern sehr spannend, weil natürlich auch unterschiedliche Lebensphasen unterschiedliche Auswirkungen haben können.
00:07:31: Die Beeinflussung beginnt nicht erst mit der Geburt, sondern bereits im Mutterleib, intrauterin.
00:07:36: Das heißt, die Exposition der Mutter prägt auch schon die Entwicklung des Kindes, epigenetisch beispielsweise, also wie Gene abgespielt werden können.
00:07:45: In der Kindheit, wo sich das Immunsystem und Gehirn weiterentwickelt, da können Umweltfaktoren durchaus die Entwicklung mit beeinflussen, positiv wie negativ.
00:07:55: Im erwachsenen Alter ist es häufig Stress, Ernährungsverhalten, Bewegungsverhalten, soziale Beziehungen.
00:08:01: Diese modulieren Stoffwechsel und tendenzielle Entzündung.
00:08:04: Und im Alter, da wissen wir bestimmte Funktionen, wie die Regeneration oder Entgiftung werden unter Umständen verlangsamt oder funktionieren nicht mehr, wie es im jüngeren Leben war.
00:08:14: Und dementsprechend erhöht sich die Belastung der schon vorhandenen Umweltfaktoren stärker.
00:08:20: Insbesondere Kleinkinder und alte Menschen sind besonders vulnerabel, also verletzlich gegenüber den schädlichen Folgen durch Umweltexpositionen.
00:08:29: Also wie wird Umwelt?
00:08:32: Und das umfällt letztendlich zu Biochemie.
00:08:35: Wie wird es übersetzt?
00:08:36: Wie werden Luft, Licht oder Stressbelastung in molekulare Signale übersetzt, die in den einzelnen Zellen Veränderungen hervorrufen und sich entweder in Richtung Gesundheit oder Erkrankung entwickeln können?
00:08:48: Klar festzuhalten, Gesundheit ist kein statischer Zustand.
00:08:52: Es ist das Ergebnis eines lebenslangen Dialoges, also Kommunikation mit der Umwelt.
00:08:58: Und wie das Ganze passiert und welche Hauptmechanismen zugrunde liegen, auch die sind heutzutage definiert worden.
00:09:05: Also wie wirkt sich das Exposome biologisch auf jeden einzelnen Organismus aus?
00:09:10: Und es sind sechs Hauptmechanismen definiert worden.
00:09:13: Zum einen haben wir den oxidativen Stress, also Schadstoffe, UV-Licht, Lärm, Stressbelastung, die dazu führen, dass in den Zellen freie Radikale produziert werden.
00:09:24: Haben wir nicht ausreichend antioxidative Kapazität, werden Zellen schneller altern und Mütter-Hondrien in eine Dysfunktion geraten.
00:09:31: Beispiele sind neben Rauchen, der Klassiker aber auch Themen wie Feinstaub.
00:09:36: Und Feinstaub erhöht den oxidativen Stress teilweise stärker als Rauchen und fördert damit Herzkreis auf Erkrankung.
00:09:43: Der nächste Mechanismus ist die chronische Entzündung.
00:09:45: Auch über den haben wir schon häufiger gesprochen.
00:09:48: Dauerhafte Aktivierung und Reizung des Immunsystems.
00:09:51: Und es kommt zu stillen Entzündungen, kein klaren Entzündungssymptom.
00:09:55: Aber wie wir wissen, die Grundlage der meisten Zivilisationserkrankungen des Immunsystems arbeitet überaktiv, aber nicht so ziegerichtet, wie es eigentlich arbeiten sollte.
00:10:05: Der nächste Hauptmechanismus ist der epigenetische Schalter, die Epigenetik.
00:10:10: Wir wissen, dass wir durch Umweltfaktoren unsere Gene an- und abschalten können.
00:10:15: Umweltfaktoren können Gene quasi aktivieren oder stilllegen, ohne dabei die DNA zu verändern.
00:10:21: Und auch hier haben wir positive wie negative Effekte, aber ein typisches Beispiel, der schon vor der Geburt beginnt, also Intrauterin, ist, wenn mütterlicher Stress gerade zum Ende hin der Schwangerschaft die Cortisol-Antwort des Kindes mit verändern kann.
00:10:37: Der nächste Hauptmechanismus ist die endokrine Disruption.
00:10:40: Was heißt das?
00:10:41: Endokrin, also das Hormonsystem und eine Fehlaltung des Hormonsystems.
00:10:45: Und das kann wirklich durch spezifische Umweltfaktoren, Expositionen ausgelöst sein, verschiedene Chemikalien beispielsweise.
00:10:54: bis für Null A oder auch die Ewigkeitschimikalien, die PFAS gehören mit dazu, die eine hormoneähnliche Wirkung haben und so Hormonorgane beeinflussen wie die Schildrüse beispielsweise oder es kommt zur Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit oder zur Stoffwechselstörung.
00:11:09: Ein weiterer Hauptmechanismus, die Mikrobiomverschiebung.
00:11:13: Da wissen wir, dass Ernährung, Pestizidbelastung, Medikamente, Definitiv unsere Bakterien Viren und Pilze in ihrer Zusammensetzung, also die Bakterien Flora beispielsweise, verändern können.
00:11:27: Es kann zu einer Dysbiosekommen oder es fehlen probiotische Bakterien.
00:11:31: Es kommt zur Veränderung, zur Immunstörung und auch Folgeerkrankungen, die daraus entstehen können.
00:11:37: Und der letzte Hauptmechanismus ist die Zirkadiane-Störung.
00:11:40: Zirkadiane-Störung bezieht sich auf den Tag-Nacht-Rhythmus, dem Biarrhythmus.
00:11:44: Und hierbei geht es natürlich um Licht- und Licht-Einfall, vor allen Dingen um Zeiten, wo eigentlich kein Licht mehr da sein sollte, wo unsere Zeit heute sehr von gebrägt ist.
00:11:54: Dass sehr viel Licht gerade in den Abendstunden immer noch unsere Augen erreicht.
00:11:58: Unsere innere Uhr schaltet sich etwas um.
00:12:01: Und letztendlich funktioniert unsere innere Uhr und unsere Organuhren nicht mehr optimal.
00:12:07: Und es kommt zu Störungen im Hormonhaushalt oder im Energiehaushalt.
00:12:11: Und nicht nur die Lichtexposition, sondern auch Schichtarbeit oder Schlafmangel gehören hier natürlich mit dazu als äußere Umweltfaktoren.
00:12:18: Krankheit ist demnach keine Störung eines einzelnen Organs, sondern eine Störung der Kommunikation zwischen Umwelt, Zellen und den Genen.
00:12:28: Das Beste dabei ist aber, und das sollten wir uns immer klar machen, dieser Prozess ist reversibel.
00:12:33: Er ist umkehrbar.
00:12:35: Wenn man das Exposom verändert, verändert sich auch der Körper, die Zellfunktion und dementsprechend gibt es Potenzial für die Entwicklung von Gesundheit und Krankheit.
00:12:46: Das Exposom ist ein großes Thema, wenn wir uns vorstellen, dass alles mit einberechnet wird, was in der Umwelt und im Umfeld so zu finden ist und kommuniziert mit jeder einzelnen Zelle, mit unseren Genen.
00:12:59: Ja, dann ist das Thema der Exposomforschung auch ein ziemlich großes.
00:13:04: Und das Spannende, die Exposomforschung geht deutlich weiter als eine reine Betrachtung in Richtung Umweltmedizin.
00:13:11: Sie fragt nicht nach einem einzelnen Giftstoff, wie gefährlich er ist, sondern die Frage ist, wie wirkt das Leben selbst in all seinen Facetten auf unsere Biologie?
00:13:22: Und dann hat man die Anwesenheit eines Giftstoffes in einer gewissen Dosierung, in einer bestimmten Lebensphase.
00:13:28: Und man kann sich vorstellen, dass die Datenmenge relativ groß ist.
00:13:31: Aber es ist möglich, es quantifizierbar zu machen.
00:13:34: Es ist möglich, es genauer feststellen zu können.
00:13:37: Und dabei zeigt uns die Exposumforschung drei grundlegende wichtige Aspekte, nämlich einmal die Ganzheitlichkeit im wahrsten Sinne des Wortes, die Verbindung aus Chemie, Biologie, Psychologie, Soziologie und Technologie.
00:13:51: so dass das Exposom die Summe aus Umwelt, Lebensstil und innere Reaktion ist.
00:13:57: Es ist messbar.
00:13:58: Das heißt, heutzutage gibt es Messinstrumente, um überhaupt das Exposom und die Substanzen oder was auch immer feststellbar machen zu können und über Messmethoden nicht nur eine Messung zu haben, sondern am lebenden Organismus.
00:14:14: zu erforschen, also beispielsweise über Tracker und mehr Informationen zu erhalten.
00:14:20: Und bei diesen unfassbar großen Datenmengen ist es schwierig, dass ein Mensch das einfach analysieren könnte, sodass bei dem Messbaren auch das Thema künstliche Intelligenz eine ganz entscheidende Rolle spielt.
00:14:32: So viele Messpunkte, so viele chemische Signale, die analysiert werden müssen.
00:14:36: Und da ist in der Forschung natürlich sehr viel Hoffnung, dass künstliche Intelligenz dabei das unsichtbare sichtbar machen kann.
00:14:43: Und der letzte Punkt in der Exposomforschung.
00:14:46: Die Daten lassen sich mit Genetik und beispielsweise dem Mikrobiom und allen Stoffwechselinformationen koppeln.
00:14:53: Und so entsteht ein ganz persönliches Umweltprofil.
00:14:57: Und wir müssen ehrlich sein.
00:14:59: Das klingt auf der einen Seite sehr futuristisch und sehr spannend und wir müssen uns der ethischen Frage stellen, was das für uns bedeutet, der gläserne Mensch, wo alle Informationen bekannt sind und die Auswirkungen und wie es sich auf unseren Organismus und auf Krankheit und Gesundheit auswirken wird.
00:15:15: Dennoch ist es so, dass wir zum ersten Mal messen, wie Umwelt in uns wirkt und nicht nur einzelne Substanzen feststellen und wie sich das von Mensch zu Mensch unterscheidet.
00:15:26: Das ist ganz wichtig.
00:15:28: Das macht Prävention für die Zukunft hoch individuell, personalisiert.
00:15:32: Das ist wie ein Fingerabdruck für die Prävention.
00:15:36: Und die Forschungspunkte und die Ansätze in der Exposomforschung sind vielfältig.
00:15:41: Man versucht, große Gruppen über Jahrzehnte zu begleiten und diese ganzen Datenmengen zu katalogisieren und zu analysieren, um dann individuelle Profile mit zu erstellen.
00:15:52: Und man versucht eben nicht, die einzelne Exposition isoliert zu betrachten, sondern immer in Kombination zu messen.
00:15:59: Also nicht nur, wie viel Blei oder PFAS sind vorhanden, sondern wie wirken Lärm, Stress, Ernährung, Luft und Schlaf zusammen auf das Herz, das Immunsystem und die Psyche.
00:16:12: Damit ist das Explosom ähnlich wie das Leben selbst, komplex, vernetzt und dynamisch.
00:16:17: Und für viele, die jetzt sagen, ah, Wunderbar, Exposomforschung habe ich verstanden.
00:16:21: Ich wusste doch immer, dass es eher an der Umwelt liegt.
00:16:24: Jetzt könnten viele sagen, habe ich verstanden, Umwelt beeinflusst Gesundheit.
00:16:28: Also haben wir verschiedene Umweltgifte und diese Schadstoffe werde ich vermeiden.
00:16:33: Ich kaufe mir einen Luftfilter, ich esse nur noch Bio und damit fertig.
00:16:37: Aber genau das wäre ein Missverständnis, wenn wir über das Exposom und auch die Exposomforschung sprechen.
00:16:43: Denn es ist nicht einfach Umweltmedizin, zwei Punkt Null.
00:16:46: Die Explosomforschung reduziert Gesundheit eben nicht nur auf die einzelnen Einflüsse, sondern versteht sie als Netzwerkphänomen.
00:16:54: Alles in einem lebendigen Zusammenspiel zwischen Umwelt, Verhalten und innere Regulation.
00:17:00: Alles ist mit allem verbunden zu jeder Zeit.
00:17:04: Der zentrale Gedanke lautet, nicht ein einzelner Faktor macht krank, sondern die Kombination vieler kleiner Belastung, die über Jahre auf ein System treffen, das eine Anpassungsfähigkeit verloren hat.
00:17:16: Das heißt, Gesundheit entsteht nicht, wenn wir alles eliminieren würden, sondern wenn wir unsere Fähigkeit zur Regulation wieder stärken.
00:17:24: Weil ein einfaches Beispiel zwei Menschen leben in derselben Stadt, atmen quasi dieselbe Luft, Essen sehr ähnlich, aber nur einer entwickelt Bluthochdruck oder Diabetes.
00:17:33: Und warum ist das so?
00:17:35: Es kann sich nicht nur auf die Umweltgifte beziehen und auf die reine Menge, weil der ein Organismus vielleicht besser mit Stress umgehen kann, Stress besser kompensieren kann, vielleicht einen besseren Schlaf hat, regelmäßiger draußen unterwegs ist und der andere vielleicht nicht.
00:17:52: Beide haben grob genommen das gleiche oder dasselbe Exposum, aber es gibt unterschiedliche biologische Antwortfähigkeiten und auch das muss quasi mit berücksichtigt werden.
00:18:03: Die Exposumforschung verschiebt also den Fokus von Kontrolle hin zu Kompetenz.
00:18:08: Und das sollten wir uns für den praktischen Bezug auch überlegen.
00:18:11: Es geht natürlich auf der einen Seite, wenn wir von gewissen Giftstoffen heute wissen, dass sie nicht gut sind, schon darum Belastung zu minimieren.
00:18:19: Das bleibt weiterhin sinnvoll.
00:18:21: Aber viel entscheidender ist, wie wir das System menschbefähigen, mit Belastungen umzugehen.
00:18:26: Das heißt, die übergeordnete Frage sollte nicht sein, wie vermeide ich den Kontakt, sondern wie trainiere ich mein System, damit es den Kontakt verkraften kann.
00:18:34: Und das ist eigentlich die Umsetzung der Exposomforschung in die Prävention.
00:18:38: Zumindest mein Verständnis.
00:18:39: Und ich habe daraus mal vier Prinzipien abgeleitet, quasi exposomisch gesund zu leben.
00:18:44: Und die vier Prinzipien lauten wie folgt.
00:18:48: Reduziere das Offensichtliche.
00:18:50: Das bleibt weiterhin bestehen.
00:18:52: Luftqualität und Wasserqualität sollte logischerweise mit berücksichtigt werden.
00:18:56: Plastik, Lärm und Lichtverschmutzung, die sollte gesenkt werden, wo es nötig ist, aber ohne einen Perfektionsdruck.
00:19:03: Das heißt, eine gewisse Konfrontation wird auch nicht zu umgehen sein.
00:19:07: Das zweite Prinzip, Stärkung statt Abschottung.
00:19:12: Es ist wichtig, den Körper bestmöglich auf Adaption vorzubereiten.
00:19:17: Deswegen, bewege dich, geh raus in die Natur, ist pflanzliche Lebensmittel und versuche deinen Schlaf zu optimieren, besser zu schlafen.
00:19:26: Die Schlafqualität und Quantität ist sehr entscheidend für Regeneration und alle Prozesse, um mit den Umweltgiften mit dem Exposome besser zurechtkommen zu können.
00:19:36: Und all das wirkt sich positiv auf die Mythohondrien, das Mikrobiom und das Entspannungssystem, das vagale System aus und macht dich letztendlich adaptiver.
00:19:47: Das dritte Prinzip habe ich Kontext-Verstehen genannt.
00:19:50: Erkenne, dass Ernährung, Licht, Stress, Bewegung, Beziehung gemeinsam wirken und sich gegenseitig modulieren und beeinflussen können.
00:20:00: Bedeutet, wenn ein Teil vielleicht nicht optimal funktioniert oder ausbaufähig ist, sei es die Ernährung oder das Bewegungsverhalten, dann kann ich es mit einem anderen Teil logischerweise auch kompensieren und modulieren und die Systeme beeinflussen sich untereinander.
00:20:15: So, nur noch das vierte Prinzip.
00:20:17: Korregulation statt Isolation.
00:20:19: Soziale Beziehungen, Sinn im Leben, Freude, Glück.
00:20:24: All das wirkt wie biochemische Puffer gegen Umweltstress und ist dementsprechend auch Exposomarbeit.
00:20:31: Gesundheit entsteht nicht durch die Vermeidung, sondern durch die Verbindung.
00:20:36: der unterschiedlichen Systeme.
00:20:38: Und wir leben in einer Welt, in der wir Umwelteinflüsse nie vollständig ausschalten können, aber wir können lernen, unsere Resilienz gegenüber ihnen zu trainieren.
00:20:46: Und das bedeutet dann ganz konkret, die Natur nicht meiden, sondern bewusst in Kontakt gehen, nicht jede Belastung fürchten, sondern Adaptation zulassen, nicht auf sterile Kontrolle setzen, sondern auf Selbstregulation und Sinnhaftigkeit.
00:21:01: Und wenn wir es versuchen, noch konkreter in den Alltag einzubauen, Achte auf die Hauptmechanismen, die mit zu beeinflussen.
00:21:08: Sorge für ein optimalen Lichtrhythmus und Schlafqualität.
00:21:12: Also morgens, wenn du aufstehst, Licht anzumachen oder draußen zu sein und Sonneneinstrahlung zu haben.
00:21:18: Und abends das Licht auszuschalten, was Tausende von unterschiedlichen Genen steuert.
00:21:23: Pflege die soziale Verbundenheit.
00:21:25: Das hat Auswirkungen auf unser Entzündungssystem und senkt messbar proentzündliche Substanzen und unser Stresslevel.
00:21:34: Ernährlich reichern vielfältigen Lebensmittel, die sekundäre Pflanzenstoffe enthalten, die ebenfalls wichtig für das Entgiftungssystem und Reparaturprozesse sind.
00:21:44: Bewege dich regelmäßig, da Bewegung wirklich für das Exposome des Puffersystems Nummer eins ist und verbringe Zeit draußen, nicht um dich zu reinigen, sondern um dich zu rekalibrieren.
00:21:57: Und so könnte man schon sagen, dass die Betrachtung des Exposomes in der Wechselwirkung und Auswirkung und Kommunikation auf jeden einzelnen Organismus wirklich ein Wendepunkt darstellt, weil Medizin und Prävention hier wirklich zusammengeführt werden, weil wir mit mehr und mehr Technologie natürlich auch neue Daten geliefert bekommen, um Gesundheit objektiv zu messen und weil es die alte Trennung zwischen Körper und Umwelt und Verhalten aufhebt und so die Dinge zueinander führt und zusammenführt.
00:22:32: Damit ist das Exposom das verbindende Element zwischen dem, was wir wissen und dem, was wir fühlen.
00:22:37: Das Gesundheit kein Zufall ist, sondern das Resultat unseres Umfels, unserer Entscheidung und unserer Anpassungsfähigkeit.
00:22:45: Wir sind also nicht nur die Summe unserer Gene, wir sind das Echo unserer Umwelt, so könnte man es eher sagen.
00:22:51: Exposom und Exposomforschung ein superspannendes Thema und noch sehr viel was Erforscht werden muss gar keine Frage, aber viele Dinge, die wir daraus lernen und mitnehmen können.
00:23:01: Jede Erfahrung, jeder Atemzug, jeder Gedanke hinterlässt Spuren bei uns.
00:23:06: Sie können positiv und negativ zu bewerten sein.
00:23:09: Sie machen uns allerdings formbar und veränderbar.
00:23:12: Das Exposon zeigt uns, Gesundheit entsteht nicht im Labor, sondern im Alltag, im Kontakt mit Licht, mit Luft, mit Nahrung, mit Menschen und mit Bedeutung.
00:23:22: Und wenn du deinen Umfeld und deine Umwelt veränderst, veränderst du auch dich.
00:23:28: Und das könnte man sagen wohl die stärkste Form von Medizin, die wir haben.
00:23:31: Das Exposom erklärt, warum Leben halt oder krank macht und warum beides auch in den eigenen Händen liegt.
00:23:38: Ich hoffe, dass ich dir etwas Neues zu diesem Thema mitgeben konnte.
00:23:42: Ich finde es ein super spannendes Thema.
00:23:43: Ich würde natürlich auch gerne von euch wissen, habt ihr damit Kontakt?
00:23:47: Ist das ein Thema bei euch in der Praxis?
00:23:49: Schreibt uns gerne in die Kommentare und abonniert uns gerne, damit ihr keine weitere Folge verpasst.
00:23:54: Und ich freue mich auf die nächste Episode.
00:24:05: Der Podcast der Parazelsus Gesundheitsakademie.
00:24:10: Mehr Infos auf parazelsus.de Ein all-ehrer-new, original Podcast.
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