Tinnitus verstehen: Wie das Nervensystem den Ton verstärkt – und wieder loslassen kann (Annette Nowak)

Shownotes

„Therapeutisches Ziel ist nicht das Verschwinden des Tinnitus, sondern seine Bedeutungslosigkeit im Alltag.“ – Annette Nowak ist eine der erfahrensten Tinnitus-Beraterinnen im deutschsprachigen Raum. Als Therapeutin und Autorin des Buches „Tinnitus loslassen“ begleitet sie seit über drei Jahrzehnten Menschen dabei, den chronischen Ohrton nicht zu bekämpfen, sondern ihm seine Macht zu nehmen. Ihre Perspektive ist dabei nicht nur fachlich fundiert, sondern auch persönlich geprägt: Eine eigene Tinnitus-Erfahrung nach einer Prüfungssituation und eine lange medizinische Odyssee führten zu einem Ansatz, der heute vielen Betroffenen neue Orientierung gibt.

In dieser Episode PARACELSUS LAB spricht Podcast-Host Matthias Baum mit Annette Nowak über Tinnitus als komplexes Zusammenspiel aus Hörsystem, Gehirn und autonomem Nervensystem. Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass nicht allein der Ton selbst entscheidend ist, sondern die Bewertung, die das Gehirn ihm zuschreibt. Stress, Dauerbeschallung und ein dauerhaft aktiviertes Alarm- und Bedrohungssystem begünstigen die Chronifizierung, während Aussagen wie „Damit müssen Sie leben“ den Kreislauf aus Angst und Anspannung oft verstärken.

Aus neurobiologischer und psychophysiologischer Perspektive wird deutlich: Tinnitus entsteht nicht isoliert im Ohr, sondern ist eng mit zentralnervösen Filtermechanismen, emotionaler Bewertung und vegetativer Regulation verknüpft. Annette Nowak erläutert, wie Psychoedukation, emotionale Entlastung, achtsamkeitsbasierte Sinnesübungen und die gezielte Beruhigung des autonomen Nervensystems dazu beitragen können, den Ton aus dem Fokus zu lösen. Ziel ist nicht das Verschwinden des Geräuschs, sondern seine zunehmende Bedeutungslosigkeit für Wahrnehmung, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität. Erfahrungen aus Praxis und Forschung zeigen: Wenn das Nervensystem wieder Sicherheit erlebt, kann das Gehirn lernen, den Tinnitus als irrelevant zu filtern. Pausen, Schlafrhythmus, Grenzen setzen, bewusste Stille und Naturerfahrungen spielen dabei ebenso eine Rolle wie Sprache, innere Bilder und Selbstwirksamkeit. Tinnitus wird so vom Feind zum Hinweisgeber eines Systems, das aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wofür ist ein Tinnitus ein Signal? Wie können wir das Nervensystem für die Wahrnehmung von Tinnitus regulieren? Wie kann ein dauerhaftes Geräusch seinen Schrecken verlieren? Antworten direkt aus dem PARACELSUS LAB.

Ein ALL EARS ON YOU Original Podcast.

Transkript anzeigen

00:00:00: Also es gibt diese drei Bausteine, das psychologische Gespräch, die Achtsamkeits- und Sinnesübung und quasi die Regulation des autonomen Nervensystems.

00:00:09: Unser Körper besitzt alles, um diesen Ton wieder auszublenden.

00:00:15: Das alles schon vorhanden.

00:00:17: Wir müssen nur andocken.

00:00:22: Revolutionäre Perspektiven auf Gesundheit und Krankheit.

00:00:27: Der Podcast der Paracelsus

00:00:29: Gesundheitsakademien mit Matthias Baum.

00:00:34: Ein hohes Pfeifen, ein tiefes Brummen, ein Rauschen wie in einem alten Röhrenradio, manchmal einseitig, manchmal beidseitig, manchmal minutenlang, manchmal permanent.

00:00:46: Tinnitus oder Tinnitusaurium auf Deutsch.

00:00:50: Klingeln der Ohren ist ein Thema, was viele Menschen betrifft, über das wir heute in dieser Paracelsus Lab Podcast Episode sprechen wollen.

00:00:58: Für viele Menschen beginnt es harmlos.

00:01:00: Ein Ton nach einem lauten Konzert, ein kurzes Piepen beim Einschlafen, doch bei Millionen von Menschen bleibt das Geräusch und wird zu einem dauerhaften Begleiter.

00:01:08: In Deutschland haben rund zehn bis fünfzehn Prozent regelmäßig Ohrgeräusche.

00:01:13: Titus, etwa drei Prozent, sind so stark betroffen, dass Schlaf, Konzentrationsstimmung und Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigt wird.

00:01:21: Und jedes Jahr kommen hunderttausende neue Fälle hinzu, nach Stress, Infekten, Hörstürzen, Lärmexposition oder ganz ohne erkennbare Ursache.

00:01:31: Und genau hier beginnt das Problem.

00:01:33: Viele bekommen eine solide HNO-Diagnose, aber danach oft nur die Botschaft.

00:01:38: Der kann man nichts machen, sie müssen damit leben.

00:01:40: Und unser heutiger Gast Annette Nowak ist eine erfahrene Tinnitus-Beraterin in deutschsprachigen Raum.

00:01:47: Therapeutin und Autoren des Buches Tinnitus loslassen und ihre ... Über dreißigjährige Erfahrungen in diesem Bereich zeigt ganz klar, wir sollten einen anderen Ansatz verfolgen.

00:01:58: Teenitus ist kein Feind, es ist ein Signal und dazu will ich mit ihr sprechen.

00:02:02: und liebe Annette, ich freue mich sehr, dass du heute da bist.

00:02:05: Ja, hallo, ich freue mich auch sehr, dass ich bei euch sein darf.

00:02:08: Liebe Annette, lass uns direkt reinsteigen.

00:02:12: hast auch persönliche Erfahrungen mit diesem Thema selbst gemacht, was vielleicht mit deinem Grund ist.

00:02:17: Aber du arbeitest in diesem Fels.

00:02:19: Gib uns mal so einen Einblick, was machst du genau?

00:02:22: Warum Tinnitus?

00:02:23: und wo hat es dich vielleicht dann auch wirklich mal selbst betroffen?

00:02:26: Ja, also es ist tatsächlich mal eine Berufung geworden über meine eigene Erfahrung mit Tinnitus.

00:02:30: Also ich habe mit einem Examen, habe ich Tinnitus gekriegt und habe damals auch eine beginnende Hörverlust gehabt, der sich dann bis zu fast Zauberheit gesteigert hat.

00:02:41: durch eine Fehldiagnose.

00:02:42: Und ich hab damals alles falsch gemacht, was man wirklich falsch machen kann im Umgang mit Tinnitus.

00:02:46: Man wusste auch einfach überhaupt noch nicht viel.

00:02:50: Und für mich war dann einfach ziemlich schnell klar, dass ich eine Praxis eröffnen möchte, die spezialisiert ist auf Tinnitus und Menschen da einfach eher und schneller helfen möchte als im ... dem Fall von mir damals möglich gewesen ist.

00:03:05: Das heißt, bei dir, die eigene Diagnose oder Symptomatik hat wirklich dazu geführt, dass deine eigene berufliche Laufbahn sich in diese Richtung ausgerichtet

00:03:12: hat?

00:03:12: Wichtig ist vielleicht auch, mein Tinnitus ist noch vorhanden, aber es für mein Wohlbefinden, für meine Leistungsfähigkeit, mein Lebensglück völlig bedeutungslos geworden.

00:03:22: Und diese Erfahrung ist auch eine, die viele Menschen quasi sehr unterstützt, dass das möglich ist.

00:03:29: Das finde ich ein ganz interessanten Punkt.

00:03:30: Ich hatte das in der Recherche vorab auch schon mit herausgefunden, habe eine Aussage von dir gefunden, dass du gesagt hast, es geht nicht darum, dass ich dafür zuständig bin, den Tinnitus zu beseitigen, sondern den Umgang damit.

00:03:42: Und was sich, und das ist in deinem Buch sehr spannend beschrieben, was wirklich im Gehirn dabei passiert, das ist das, wo ich heute mit dir auf jeden Fall zu sprechen möchte.

00:03:51: Bevor wir dazu kommen, möchte ich gerne einmal für die Menschen, die mit Tinnitus noch nicht so viel Erfahrung haben, wo man auf der einen Seite vielleicht sagen könnte, gut so, dass man noch nicht so viel Erfahrung hat.

00:04:02: Aber das wäre das nochmal einordnen.

00:04:03: Ich habe das eben eingangs erwähnt.

00:04:05: Und zehn bis fünfzehn Prozent der Erwachsenen erleben regelmäßig Ohrgeräusche bei drei Prozent dauerhaft oder zumindest auch sehr stark.

00:04:15: Gibt uns da mal einen Blick, warum ist Tinnitus aus deiner Sicht so häufig und warum nimmt diese Chronifizierung bei dem Thema zu?

00:04:22: Also ich denke, die Häufigkeit hat tatsächlich mit der Stressbelastung zu tun und auch der Lärmbelastung, also dass unsere Umwelt quasi so an Stille verloren hat.

00:04:31: Es gibt kaum noch Orte, wo es still ist.

00:04:34: Und dass wir Menschen unter einem wahnsinnigen Dauerstresspegel, also sowohl im äußeren Stress, wie im inneren Stress stehen, wo wir vielleicht auch noch drauf kommen, also mit inneren Glaubenssätzen, mit Druck, mit Mustern, wo wir quasi immer das Maximum erreichen wollen und gar nicht mehr spüren, wo unsere Belastungsgrenze ist.

00:04:55: Das erlebe ich bei ganz vielen Klienten.

00:04:57: Also die selbst anfangen, eher einen Schlaf abzuknappsen und nicht mehr in die Regeneration kommen.

00:05:03: Und bei vielen meldet er sich erst mal so sporadisch der Tinnitus und wird aber nicht, sag mal, erhört.

00:05:10: Sondern die machen einfach genauso weiter wie vorher.

00:05:13: Oder sie bekommen auch andere Symptome, die Menschen hat mir einen klären Letzens auch gesagt.

00:05:17: Da bin ich einfach drüber gefegt und hab genauso weitergemacht wie vorher.

00:05:22: Und dieses Kronische, und das geht nicht mehr weg, ist einfach so ein Signal, so ein Stopp, was man nicht mehr überhören kann.

00:05:31: würdest du im Regelfall sagen, also diese Dauerlärmbeschallung oder erstmal dauernde auditive Belastung.

00:05:39: Das muss ja vielleicht noch nicht mal unbedingt die Lautstärke sein, aber ständig hören wir irgendetwas.

00:05:44: Die Menschen, die uns zuhören, hören jetzt auch unseren Podcast.

00:05:47: Spannenderweise ist es ja so, wenn dann Tinnitus besteht, es ist ja genau andersrum.

00:05:51: Ich kann diese Ruhe dann noch weniger aushalten.

00:05:53: Wahrscheinlich ist das auch etwas, was du bei Patienten häufiger mit hörst, wenn man dann zu Ruhe kommt, dass dann das Geräusch noch lauter wird.

00:06:00: Und das bringt mich unter Umständen in Teufelskranken.

00:06:03: Also subjektiv wird es lauter, ne?

00:06:06: Weil die Fokussierung dann einfach stärker.

00:06:09: Also zum Beispiel abends im Schlafzimmer dann.

00:06:12: Das ist so eine Herausforderung, die eine ganze Weile dauert, bis man den da auch gut überhören kann.

00:06:18: Aber es ist auch tatsächlich bewiesen, dass in Naturvölkern quasi das Gehör ... Ich weiß nicht mehr ganz genau die Zahlen, aber dass es ungefähr zehn bis fünfzehn Jahre schneller bei uns abgenutzt ist, als bei Völkern, in denen einfach noch viel weniger Eindrücke durchhören

00:06:35: da

00:06:35: sind.

00:06:36: Also Annette, du sagst ... Stressbelastung und anscheinend auch dauernd anhaltende Stressbelastung spielt eine sehr entscheidende Rolle.

00:06:44: Gib uns mal einen Einblick in deinem Praxisalltag.

00:06:46: Welche Gruppen oder Belastungsprofile begegnen dir da quasi am häufigsten?

00:06:52: Oder was sind vielleicht auch in Lebensbereichen baustellen, beruflich oder alltagsbezogen oder stresstypisch

00:06:59: in dem Bereich?

00:07:00: Also erstmal von der Altersgruppe vielleicht aus.

00:07:02: Das ist die größte Altersgruppe.

00:07:04: Das ist Ende vierzig bis ungefähr Ende ... Fünfzig im Moment.

00:07:09: Und Altersgruppen sind wirklich querbeet, aber sehr viele Menschen, die auch sehr, sehr viel intellektuell arbeiten müssen, also geistig arbeiten müssen, am Computer viel arbeiten.

00:07:21: Also, ich bin gerade so einem überlegen, aber es ist auch die Frau, die Hausfrau, die seit fünf Jahren ihre Mutter pflegt.

00:07:27: Also, es sind ganz verschiedene Felder, wo die Menschen einfach so was von über ihre Grenzen gehen, nicht nein sagen können.

00:07:35: People-Pleasing betreiben, was ja einfach auch ein Hintergrund hat im psychischen Muster der Menschen.

00:07:43: Also gefällig zu sein und permanent bereit zu sein und sich auch Aufgaben aufdrücken zu lassen.

00:07:51: Und ein Teil der Arbeit ist hier.

00:07:53: Also abgesehen davon, dass ich direkt am Symptom arbeite, damit es den Menschen halt sehr viel schneller wieder gut geht.

00:07:59: Ich frage die jedes Mal auch, ob die eine Idee haben, womit ihr Tinnitus zu tun haben könnte.

00:08:04: Und die kommen erstaunlich schnell da auch selber auf.

00:08:09: Also, ich werde da gefragt nach was und ich sage auch sofort, wenn sie das nicht alleine schaffen, dann kann ich Ihnen aber helfen.

00:08:16: Also über alle Grenzen rüber, ich bin da.

00:08:20: Und das ist hochspannend, also wie die Menschen das dann auch verlernen hier bei mir.

00:08:25: Also erst die Bewusstwertung, was mache ich denn da?

00:08:28: Und dann zu forschen, was ist denn der Motor, warum ich das überhaupt mache?

00:08:33: Wenn wir da mal einordnen, also nur, um auch mal ein Verständnis mitzugeben, weil viele, glaube ich, wirklich den

00:08:38: Punkt,

00:08:38: wir haben sie eben so ein bisschen auch erwähnt, eine Dauer- Lärmbelastung.

00:08:42: Ständig haben wir irgendwie immer etwas zuhören, vielleicht auch wirklich, ich nehme mal fast invasiv mit Ohrstöpseln im Ohr und ständig irgendwie auch eine auditive Beschallung.

00:08:53: Aber wie häufig, würdest du sagen, ist es wirklich eine ... Ja, ich sag mal, mechanischer oder strukturelle Störung am Hörapparat, also durch zu viel Lautstärke, ob nun im Beruf oder durch Musik bedingt.

00:09:06: Und das, wie du es gerade beschreibst, merke ich schon, okay, es scheint nicht definitiv erstmal nicht immer der Fall zu sein, Stress spielt eine wichtige Komponente, aber Hörverlust durch wirklich Schädigung des Gehörs.

00:09:17: Also bei ungefähr fifty-six Prozent der Menschen, die eine Hörschädigung haben, also einen Hörverlust oder auch einen Hörsturz erlebt haben.

00:09:25: Also das sind auch Marker, die ganz weit oben sind von Menschen, die Tinnitus kriegen.

00:09:31: Also bei einer Hörschädigung kommt der sehr schleichend, auch je nachdem, wie der Hörverlust quasi ist.

00:09:37: Der Tinnitus setzt sich immer auf die Frequenz drauf, die wir verloren haben.

00:09:42: Und beim Hörsturz ist es ganz häufig so, dass der so ungefähr zwei Wochen nach dem Hörsturz sich einstellt.

00:09:50: Aber nicht zwangsläufig.

00:09:52: Es gibt auch Menschen, die sogar mehrere Hörsturze hatten.

00:09:55: Und dann erst beim dritten oder vierten Hörsturz quasi angefangen, Korrekturen im Leben vorzunehmen, weil sich der Tinnitus dazugezählt hat.

00:10:04: Und wenn wir in dieser Ursache eben weiter bleiben, also wirklich Hörverlust durch ... Schädigung von außen.

00:10:12: Es gibt ja Dutzende von Auslösern, ob nun, wie gesagt, Lärm oder, wenn man als Auslöser den Hör stürzt, selbst vielleicht auch sehen würde, man könnte auch infektionsbedingt oder Mittelrohr entzündung, sind ein Thema Kiefer und Nacken, Verspannungsthematiken, durch Blutungsthemen, also Gefäße.

00:10:29: Wie oft findest du bei dir in der Praxis, gibst du uns gerne noch mal einen Einblick zu, ob das jetzt akut in der Betreuung ist oder eben mehr diekronisch.

00:10:37: Aber wie häufig gibt es eine klare Organische Ursache, sag ich mal.

00:10:41: Also wirklich selten.

00:10:44: Und auch die Nakenverspannung oder die Kieferverspannung hat ja auch wieder was mit Stress zu tun.

00:10:51: Also, wenn Menschen nachts mit den Zähnen malm, ist da oft ein Thema dahinter, wo sie Wut empfinden und nächtliche Träume haben, wo sie Kämpfe ausfechten.

00:11:02: Und ich sag den Menschen auch immer, also für die Tinnitus-Bewältigung selber, es ist überhaupt nicht wichtig, was die Ursache von deinem Tinnitus ist.

00:11:09: Also, wenn der chronisch ist, ist er da.

00:11:12: Und ganz oft ist er auch, ich glaube, du hast es vorhin auch erwähnt, ist er idiopathisch.

00:11:16: Das heißt, man kann überhaupt nicht klar zuordnen.

00:11:20: Und was der Auslöser von dem Tinnitus war.

00:11:23: Und ich kann mir auch verstehen, das ist auch auf eine Summe.

00:11:27: Und das finde ich spannend, weil du sagst, es bündelt sich dann schon sehr viel.

00:11:31: Also diese Kette, Auslöser, Ursache wird immer gerne versucht, irgendwie zu bauen, zu kreieren, zu sagen, okay, das ist der eine Mechanismus gewesen, dadurch ist es passiert.

00:11:42: Und wie du schön beschrieben hast, also sowohl Kiefer, Nackenbeschwerden, auch Durchblutungsveränderungen, vielleicht setzt sich auch aufgrund dessen noch mal eine Infektion drauf.

00:11:51: So, es können auch verschiedene Aspekte zusammenkommen, aber das Thema Stresssystem.

00:11:56: speziell auch vegetatives Nervensystem.

00:11:58: Das scheint ja ein ganz zentrales Thema zu sein.

00:12:02: Wie beschreibst du deinen Klientinnen und Klienten?

00:12:05: Nimm uns da gerne mal mit auf die Reise, was im Gehirn oder im Hörsystem passiert, gerade auf Ebene des autonomen Nervensystems.

00:12:14: Also, da fange ich mal mit dem frischen Tinnitus an.

00:12:17: Also, ich spreche eigentlich nie von akuten Tinnitus, weil für mich die Assoziationskette da einfach sofort negativ ist.

00:12:23: Von akuten Blinddarm über akutkranken Haus.

00:12:26: Und ich finde, Sprache schafft sofort eine Wirklichkeit.

00:12:30: Und akut heißt der, also der ist frisch, der ist frisch da.

00:12:34: Das Gehirn kennt ihn nicht.

00:12:35: Und es gibt ja den Vorgang der Neurozeption, also nach Stephen Porges, wo einfach über all unsere Sinne ständig unsere Umwelt gescannt wird, also die Außenwelt, genauso wie die Innenwelt, also alle Geräusche, die unser Körper auch macht.

00:12:50: Und diese Information gelangt über all unsere Sinneskanäle, über das autonome Nervensystem, schließlich zum Gehirn.

00:12:57: Und das Gehirn bewertet.

00:12:59: was ankommt.

00:13:00: Also wichtig, unwichtig, bedrohlich, bestätigen Handlungsbedarf.

00:13:05: Und da ist Tinnitus nicht einordnen kann, macht es so, dass der Sicherheitshelfer mal als Bedrohung eingeordnet wird.

00:13:12: Und es gibt dann eine typische Orientierungsreaktion.

00:13:16: Also ich bin damals in meiner Wohnung hier rumgelaufen und dachte, die Heizung ist das.

00:13:22: Also ich hab erst mal meine Heizung entlüftet und erst in dem Moment, wo mein Gehirn verstanden hat, dass das kein Ton ist, der von außen kommt, kommt Panik.

00:13:33: Also kommt ein Gefühl von Panik auf.

00:13:36: Und das ist auch das, was die Menschen dann erst mal in diesen Kampf- und Flucht-Modus schickt.

00:13:41: Weil unser autonomes Nervensystem, das sind die Schutzreaktionen, ganz Archage, uralte Schutzreaktionen auf Stress.

00:13:49: Und da geht es drum zur ... Ja, auch zu erkennen, also am Anfang macht unser Körper das.

00:13:55: Und später halten wir das aber unbewusst aufrecht, indem wir quasi vom einen Art zum anderen von einer Behandlung zunächst laufen, ständig im Chat schlimme Sachen lesen.

00:14:07: Also dann bleibt dieses Bedrohungsgefühl aufrecht.

00:14:10: Und passiert hier auch auf struktureller Ebene etwas.

00:14:13: Das heißt also, die Geräusche kommen das erste Mal.

00:14:15: Du kannst sagen, weißt du noch, wie lange du gebraucht hast, das herauszufinden, also zeitlich, dass es nicht die Heizung ist, sondern wirklich bei dir.

00:14:24: mich schnell.

00:14:25: Also, manche fragen dann auch jemand, der in der Nähe ist, hörst du das auch?

00:14:29: Weil das kann ja überall auftreten.

00:14:32: Nee, und ich hatte, glaub ich, auch schon mal ein bisschen was von Tinnitus gehört.

00:14:35: Und das erste ist ja, dass man dann Herrn Ohr als Aufsucht und oft kann ja auch doch helfen.

00:14:41: Also, das ist irgendwie ein Ohrpropf da ist oder ist auch einfach nach dem Konzert oder so.

00:14:47: Dass es auch gut wieder verklingen kann.

00:14:50: Und richtig bedrohlich wird es in dem Moment, wo der Arzt quasi nicht helfen kann.

00:14:55: Weil das sind wir ja gewohnt, dass wir wohin gehen.

00:14:59: Und da ist das Problem

00:15:00: gelöst.

00:15:00: Und da alles ist wieder gut.

00:15:02: Und also nach der Polyvagaltherie ist auch gar nicht die allererste Reaktion, die von Flucht und Kampf als Schutz, sondern wir Menschen haben ja ein Bindungssystem, seitdem wir auf der Welt sind.

00:15:15: Und da ist so so entscheidend, wie der Arzt mit den Menschen umgeht.

00:15:18: Also wir suchen Hilfe bei einem anderen Menschen, das ist ... die erste Reaktion.

00:15:24: Wenn der sehr empathisch mit den Menschen umgeht und statt sagen, wir müssen halt mit leben, ja, was sollen die damit anfangen?

00:15:31: Oder also ohne eine Anweisung meinetwegen oder einen Rat zu geben, wo man denn Hilfe kriegt und sei es auch nur ein Buch.

00:15:39: Also das erlebe ich seit des Buch von mir auf dem Markt ist ganz, ganz oft, dass ich wunderschöne E-Mails kriege, dass die Menschen mir rückmelden, wie wichtig es war da Informationen.

00:15:49: zu kriegen und sich identifizieren zu können.

00:15:52: Und wenn du sagst, in der Anfangszeit, also jetzt nicht gar nicht akut gesprochen, aber in der Anfangszeit, und du sagst, ja, es gibt durchaus Möglichkeiten, dass es wieder von selbst verschwinden kann.

00:16:02: Welche therapeutischen Möglichkeiten oder ärztlichen Interventionen gibt es in dem Bereich?

00:16:06: Also was würde gemacht werden?

00:16:07: Was sind Ansatzpunkte?

00:16:09: Es gibt keine Verletzungen.

00:16:11: Also es wurde ganz lange Cortisoninfusion gegeben, was absolut contraindiziert ist, weil Cortison ist ein Stresshormon.

00:16:21: Und es wird oft der Rat gegeben, ja offline zu gehen.

00:16:25: Also gehen Sie mal in die Ruhe und schauen Sie mal.

00:16:28: Das ist ein guter Rat, aber nicht so einfach umzusetzen.

00:16:31: Weil quasi das eigene Stresssystem weiter hochgefahren ist in den

00:16:34: Momenten.

00:16:35: Ja, weil die Ursache nicht beachtet

00:16:38: wurde.

00:16:38: Gibt es da noch andere psychische Faktoren oder aus deiner Sicht Menschen, die da, du hast eingangs eben schon mal gesagt, von dem Klientel oder Patientinnen und Patienten, Klienten und Klienten, die davon betroffen sind.

00:16:51: Aber gibt es da irgendwelche psychische Faktoren, wo man besonders vulnerabel ist, also anfertig dafür?

00:16:56: Also, tinschluss triggered bestimmte Gefühle extrem.

00:17:00: Und zwar, das ist das Bedürfnis nach Kontrolle.

00:17:03: Also, es ist ja ein Symptom, was ich nicht unter die Kontrolle kriege, so meinen die Klienten.

00:17:08: Also, es gibt Stellschrauben, wie ich ihn beeinflussen kann.

00:17:12: Das erste Gefühl ist, ich horche hin und ich weiß nicht, was ich machen soll und ich kann nicht kontrollieren.

00:17:17: Und Menschen, die schon in der Kindheit Verletzungen erlebt haben, im Punktokontrolle, also, dass ihre Grenzen nicht beachtet wurden oder sie in Situationen bekommen sind, die sie absolut überfordert haben, zum Beispiel im Alkoholkrankenvater, oder einer Mutter, die nicht so viel ihr Kind da sein konnte, wie sie es vielleicht selber auch gewünscht hätte, weil sie selber krank war.

00:17:41: Und dann kommt es vielleicht noch zu Polyvagalterie.

00:17:44: Wir haben ja auch ein Stress-Telleranz-Fenster.

00:17:47: Das ist so der optimale Bereich, wo wir quasi Herausforderungen so mit einer Zuversicht.

00:17:53: bewältigen können.

00:17:55: Und Menschen, die so eine Verletzung erlebt haben, haben ein relativ enges Stress-Toleranz-Fenster, weil sich das erst im Laufe unseres Lebens wirklich ausbildet.

00:18:06: Es bildet sich gut und stabil aus, wenn wir Co-Regulation von unseren Eltern erfahren.

00:18:11: Dass wir gehalten werden, dass unsere Traurigkeit ernst genommen wird, dass wir getröstet werden.

00:18:17: Also einfach das Gefühl, da ist jemand für mich.

00:18:20: Kinder werden überschwemmt von ihren Gefühlen und können das nicht allein.

00:18:25: Und wenn ein Erwachsener durch den Tinnitus getriggert wird in seinem Gefühl einer ausweglosen Situation, im Gefühl der Hilflosigkeit oder nicht kontrollieren zu können, dann fällt der ungleich schneller aus seinem Streistoleranzfenster in die Übererregung, in die Panik, in die Angst.

00:18:44: oder wenn er dann sehr lange gekämpft hat, also viele dieser Menschen sind auch so wirklich Kämpfernaturen.

00:18:51: Also da war es kein verlässlicher Erwachsener und die haben sich früh auf sich selber verlassen, was auch eine tolle Fähigkeit ist im Leben, nur gegen den Tintus anzukämpfen.

00:19:01: Es ist leider kontraindiziert, ja alles so gegen wir ankämpfen bleibt in unserer Aufmerksamkeit.

00:19:08: und bindet unsere Energie.

00:19:10: Und genau das wollen wir beim Tinnitus nicht haben.

00:19:13: Das führt uns auch zu deinem Ansatz, würde ich sagen.

00:19:17: Weil wenn wir quasi keine standardisierten Therapieansätze haben oder höchstens Ideen von ... Cortisontherapie, Durchblutung, Verändern, Kranio-Mandibuläre-Regulation, also manuelle Therapieverfahren.

00:19:32: Ich weiß, so ein Thema, auch Vitamine, B-vitamine, das ist häufig so etwas.

00:19:36: Das sind durchaus begleitende Faktoren, über die man nachdenken kann, wenn wir zu deinem Ansatz kommen.

00:19:42: Und ich nehme da noch mal den Titel deines Buches, Tinnitus, loslassen.

00:19:47: Ja.

00:19:48: Du hast gerade schon angedeutet, wo die Reise hingeht.

00:19:51: Also, was verändert sich, was passiert in der ersten Phase des Tinnitus?

00:19:56: Jetzt gehe ich davon aus, dass mit anhaltenden Tinnitus wahrscheinlich es auch zu neuroplastischen Veränderungen im Gehirn kommen könnte.

00:20:05: Also, der auditive Cortex wahrscheinlich damit auch beeinflusst wird.

00:20:09: Ist das so, oder?

00:20:10: Ja, also, was man weiß, also, die Tinnusforschung ist da wirklich noch nicht so klug.

00:20:16: Es gibt viele Jahre vor.

00:20:19: Früher ist man davon ausgegangen, dass es sich ausschließlich im Ohr abspielt.

00:20:22: Dadurch, dass die Sinneshaar-Zellen abgeknickt sind und dann Phantomgeräusche machen.

00:20:29: Das haben sich leider Menschen auf den Hirn durchtrennen lassen.

00:20:33: Dann hat man mitbekommen, dass der Tintus nicht weg ist.

00:20:37: Und hat auch Menschen eine schaltigte Kammer gesetzt.

00:20:42: Und gemerkt, dass jeder Menschen Grundtinnitus hat.

00:20:45: Und bei Menschen, die einen Störende Hindus haben, ist die Filterfunktion immer so dünn geworden und ertritt ins Bewusstsein.

00:20:53: Aber es gibt Aktivitäten im Gehirn, die bei allen Menschen vorhanden sind.

00:20:58: Das ist superinteressant, weil wenn ich das richtig einordne, ist das, was du eben meintest, mit der ... Ich nenne das ... Also, diese Interrezeption, dieses innere Wahrnehmen oder das Information, die aus meinem Körper kommen, die auch unterbewusst verarbeitet werden.

00:21:12: Aber so Überschreitungen der Schwelle zum ... Taler muss ins Bewusstsein rein.

00:21:16: Jetzt hör ich das.

00:21:17: Du hast es schon beschrieben.

00:21:18: Jetzt hör

00:21:19: ich.

00:21:20: Das dicke Fell ist nicht mehr da.

00:21:21: Man hört es noch schneller.

00:21:23: Es ist definitiv lauter.

00:21:27: Es ist aktiver.

00:21:28: Das kann man auch messen.

00:21:31: Das dicke Fell ist so was, wo Menschen lange als Schutz durch die Welt gehen.

00:21:35: Dass sie nichts spüren und einfach funktionieren.

00:21:40: Da ist dies aufschrecken.

00:21:43: Was kannst du uns mitgeben?

00:21:45: auf die Frage, Tinnitus loslassen?

00:21:47: Was ist damit gemeint?

00:21:49: Loslassen heißt, dass ich die Fähigkeit habe.

00:21:53: Dass der Tinnitus mich nicht beherrscht, sondern meine eigenen Verhaltensweisen, mein Umgang mit dem Tinnitus ihn festhält.

00:21:59: Und das, ohne dass die Menschen das natürlich wollen.

00:22:04: Viel öfter im Internet liest man Tinnitus loswerden.

00:22:07: Und das heißt, ich bekämpfe den.

00:22:10: Und unser Körper schickt uns ein Symptom und das hat immer einen Sinn.

00:22:14: Also

00:22:14: ist Tinnitus ein Signal?

00:22:16: Ein Signal des Körpers für ein absolut indidisbalance geratenes autonomes Nervensystem, das dann oft auch in den Shutdown rauscht.

00:22:26: Also, dies müde sein, keine Interesse mehr, mich zurückziehen vor Menschen.

00:22:32: Das passiert oft schon auch vor dem Tintus.

00:22:35: Ich muss oft sehr genau nachfragen, weil sehr schnell im Erleben ist, seit der Tinnitus da ist, kann ich nicht mehr schlafen.

00:22:43: Oder seit der Tinnitus.

00:22:45: Und das hat sich angebahnt.

00:22:47: Und ich geb wahrscheinlich gern das Bild von so einem Rauchmelder.

00:22:51: Also stell dir vor, du schläfst und du hast in deiner Küche diesen Rauchmelder laut schrill.

00:22:57: Und du gehst in deine Küche, die ist voll rauch und qualm.

00:23:01: Du nimmst ein Besen, haust nur den Rauchmelder aus und legst dich wieder zum Schlafen in deinem Bett.

00:23:06: Und ihr fackelt die ganze Wohnung ab.

00:23:08: Und so gehen wir Menschen leider bis zu einem gewissen Leidensdruck mit Symptomen unseres

00:23:14: Körpers um.

00:23:14: Und dann kommt das Ganze in die von dir eben beschriebene, diese Angst, Anspannungsspirale in diesen Kreislauf rein.

00:23:21: Ja.

00:23:22: Und mit diesem, vielleicht für viele auch, viele Betroffene fühlen sich vielleicht im ersten Moment davon auch ... auch getriggert, wenn man sagt, okay, der Teenager ist eigentlich ein Signal deines Körpers, weil viele in der Einstellung wahrscheinlich unterwegs sind.

00:23:37: Mach es weg, es stört mich, es nervt und ich bekomme es mit und es ist mir wahrscheinlich auch egal, ob das jetzt wirklich strukturell gestört an meinem Hörsystem ist oder irgendetwas im Gehirn.

00:23:48: Aber trotzdem, wie ist bei dir der Ansatz, der praktische Ansatz diesen Kreislauf?

00:23:53: zu durchbrechen.

00:23:54: Also welche Elemente fließen da konkret rein, dass wir einen Ansatz haben?

00:23:58: Also

00:23:59: ich gebe erstmal ganz viele Informationen.

00:24:02: Der T-Shirt ist sehr, sehr komplex und die Informationen helfen den Menschen zu verstehen, dass man ihn aus der Wahrnehmung wieder entlassen kann, was wir sagen, das kann.

00:24:12: Und es ist völlig egal, ob der chronisch bleibt oder nicht.

00:24:15: Also es ist so eine Entängstigung.

00:24:17: die dann als erstes passiert.

00:24:19: Und ich gebe ganz viel Raum, dass die Menschen erstmal selber erzählen können.

00:24:23: Also, wie erlebe ich den Tintius?

00:24:25: Was macht der mit mir?

00:24:27: Weil das bei den anderen Behandlungsansätzen nie Raum gefunden hat.

00:24:32: Und die Menschen, die zu mir kommen haben, in der Regel ein Odyssee von Behandlungsversuchen.

00:24:38: und sind dann auch tatsächlich bereit zur aktiven Mitarbeit.

00:24:42: Wenn

00:24:42: du sagst, die haben eine Odyssey an Behandlung hinter sich, wie häufig hast du im Vorfeld schon von deinen Klientinnen und Klienten gehört, dass da Raum war, um Themen anzusprechen?

00:24:53: Ja, eigentlich gar nicht.

00:24:54: Es ist eine passive Rolle.

00:24:56: Ich kriege irgendwelche Stimulationen auf die Ohren, ich kriege was gespritzt.

00:25:03: Es ist immer so, dass sie nicht zur eigenen Kompetenz oder zur Selbstwirksamkeit geleitet werden.

00:25:10: Und der Tinnitus dann immer mächtiger erscheint.

00:25:13: Und in meinem Ansatz ist ganz klar du.

00:25:16: Du hast einen inneren Heiler.

00:25:18: Und ich kann dich darin unterstützen, quasi an deine Ressourcen zu kommen, indem wir da ein Türchen aufmachen und auch das autonome Nervensystem überhaupt erst mal in so einem regulierten Zustand bekommen, dass Ratio greift, dass Konvention überhaupt greifen.

00:25:36: Also wenn ich den sofort mit irgendwelchen Techniken kommen würde, das wäre eine Überforderung.

00:25:41: Also würde es nicht reichen als Beispiel, wenn man jetzt sagt, dass einem vielleicht die Zuhörenden auch.

00:25:49: Es ist nicht der erste Schritt.

00:25:58: Also viele wissen auch schon ganz, ganz viel über Tinnitus und sagen, ich weiß das alles und trotzdem krieg ich ihn nicht bewältigt.

00:26:06: Also, diese emotionale Ebene ist sehr wichtig.

00:26:08: Und

00:26:08: Thema Bewältigung.

00:26:10: Also, jetzt hast du schon gesagt, es geht dir vor allen Dingen auch nicht darum, zu sagen, ich mach den weg, sondern es geht um ... Nein, das kann ich auch nicht.

00:26:19: Genau, es geht um das Loslassen.

00:26:20: Du sagtest, so wie du es eben formuliert hattest, steckt ja ganz viel Selbstwirksamkeit drin für Patientinnen und Patienten, wo man Dinge verändern kann.

00:26:29: Also, über das Gespräch, über Information, die du gibst?

00:26:34: Was sind dann die nächsten Schritte?

00:26:35: Wie läuft das weiter?

00:26:36: Also im Gespräch ist auch wichtig zu schauen, was die Menschen tun, damit der aufrecht erhalten wird.

00:26:43: Also im Netz kursiert zum Beispiel Tinnitus-Tagebuch.

00:26:46: Also dann wird man jeden Morgen hingeleitet, ordentlich hinzuhören.

00:26:50: Und dann vergesse ich natürlich überhaupt nicht.

00:26:53: Also ich arbeite auch mit dem Tinnitus-Fragebogen.

00:26:55: Also es standerte sie der Fragebogen, wo man den Belastungsgrad quasi ablesen kann.

00:27:01: Aber viel wichtiger ist, was die Menschen ankreuzen.

00:27:04: Ja, wenn wir die ankreuzen, meine Gedanken und meine Gefühle beeinflussen nicht.

00:27:08: wie ich mein Tinnitus erlebe, dann kann ich das aufgreifen und erst in die richtige Richtung rücken.

00:27:16: Und wenn du von Informationen sprichst, also Informationen, die du deinen Patienten gibst, geht es nicht darum, die Pathophysiologie eines Tinnitus zu erklären.

00:27:25: Was sind das für Informationen?

00:27:27: Ah, es ist, dass ich den Menschen ganz viel Mut mache.

00:27:30: Also, und ihnen eine Idee davon gäbe, was hinten bei rauskommen kann, nämlich, dass der Tinnitus immer, immer seltener wahrgenommen wird.

00:27:39: Also, wenn die kommen und ich frage sie, wie viel Prozent am Tag nehmen sie in Tinnitus wahr, dann sagen die Zonalprozent rund um die Uhr.

00:27:47: Und in der Tinnitus-Entwicklungsstufe der Nächsten.

00:27:50: vergessen wir den schon manchmal, wenn wir intensive, schöne Sachen machen.

00:27:55: Also ich gebe denen eine Vision, eine Vision, wohin das Ganze führt und wie es auch aussieht, damit sie in die Sicherheit kommen.

00:28:04: Oder auch, dass kleine Rückschritte normal sind, dass an einem Tag der Tinnitus durchaus lauter sein kann als eine am anderen Tag.

00:28:11: Und dann kann ich forschen und denke, war da irgendwas?

00:28:14: Das habe ich da besonders viel Stress gehabt.

00:28:16: Aber manchmal ist auch gar nichts.

00:28:18: Und der schwankt einfach, hat auch mit atmosphärischen Störungen zu tun.

00:28:22: Also mit der Schubanresonanz, die ich ganz spannend finde, also dem Herzschlag der Arde.

00:28:28: Und also ich führe die Menschen in ein Maximum an Sicherheit.

00:28:33: Und das ist auch so, dass mein autonomes Nervensystem wahnsinnig ausgeglichen ist, was diesen Bereich betrifft.

00:28:40: Und autonome Nervensysteme kommunizieren miteinander.

00:28:44: Und ich lasse mich nie in die Panik von den Menschen mitnehmen.

00:28:47: Also ich höre zu und sage, ah ja, mhm.

00:28:50: Und dann gebe ich oft auch Ausnahmen.

00:28:53: Als Systemikerin und Gestalter habe ich einen riesen Koffer an Möglichkeiten.

00:28:59: Oder ich habe die Teenie-Methode entwickelt.

00:29:01: Was ist das?

00:29:02: Die Teenie-Methode ist eine Weiterentwicklung der Gestalttherapie, wo zwei Menschen auf ... also zwei Stühle.

00:29:08: Auf einem Stuhl sitzt der Klient, auf dem anderen Stuhl die Teenie.

00:29:12: Und die Teenie ist eine Puppe, die für meine Praxis gemacht wurde.

00:29:16: Menschen erzählen, dass sie es so schlimm finden, dass der so in ihnen ist.

00:29:20: Und dann setze ich den raus.

00:29:22: Und dann fangen die im Dialog an, mit der Teenie zu reden und die oft zu beschimpfen.

00:29:28: Und die ganzen Emotionen und die Verzweiflung, die sonst immer so, darf ich nicht, kommt raus.

00:29:35: Und die Menschen fangen auch an zu weinen.

00:29:37: Und dann bitte ich sie auf die andere Seite.

00:29:40: nämlich sich die Teenie auf den Schoß zu setzen.

00:29:42: und die Teenie antwortet dann.

00:29:45: Und die Teenie-Seite unterstütze ich auch sehr.

00:29:47: Und die Teenie beschwert sich dann.

00:29:49: Die zählt alle Bedürfnisse auf, die sie so lange nicht erfüllt gekriegt hat.

00:29:55: Ich habe auf meiner Website auch eine reale Geschichte von einem jungen Mann, der KFZ-Mechaniker gelernt hat und absolut unglücklich war da drin.

00:30:03: Und die Teenie hat dann erzählt, dass es ihr Sonntagabend schon immer schlecht wird, weil sie Montags da in die Arbeit muss.

00:30:10: Und die Seite, die verdrängt wurde oder alle Bedürfnisse, die nicht mehr lebbar waren, kommen über diesen Dialog quasi ins Bewusstsein.

00:30:20: Und das zweite Fantastische, was da passiert, die Menschen, du hast es vorhin gesagt, haben negative Worte für den Tinnitus, Pressloft, Hammer, Güterzüge.

00:30:29: Und jedes Mal, wenn sie das denken oder sprechen, triggered ist unser autonomes Nervensystem.

00:30:35: Es kommt ein Bedrohungsgefühl.

00:30:37: Weil unser Gehirn nicht wirklich unterscheidet.

00:30:40: Passiert das gerade oder nicht?

00:30:42: Und die Teenie, was ich vorher überhaupt nicht gewusst hab, prägt sich so ins Visuelle bei den Menschen ein, dass sie dann oft ein paar Tage später in die Praxis kommen und sagen, ich seh nur noch die Teenie vor meinen Augen.

00:30:56: Und die ist nach dem Kindschema gebaut und die hat was ganz Herziges.

00:31:03: Also es geht auf so vielen Ebenen, wo ich ansetzen kann.

00:31:07: Ja, oder die Frage der Ausnahmen ist für mich eine ganz kostbare Frage.

00:31:13: Wann war er denn zum letzten Mal ganz unwichtig und was war denn da?

00:31:16: Ah ja, da habe ich einen Fußballtreffen gehabt.

00:31:21: Und ich bin auch nicht so ein Fan von, lenken Sie sich mal immer ab, sondern ich benenne es auch anders.

00:31:27: Ich sage, leben Sie, ihr leben alle ihre Interessen weiter wie vorher.

00:31:31: Und der nette Nebeneffekt ist, dass sie da rüber ihren Tinnitus vergessen.

00:31:36: Weil viele sagen, mir macht das gar keinen Spaß mehr im Garten zu arbeiten oder zu kochen, weil es wie bittere Medizin.

00:31:44: Es wird immer einen Tinnitus gekoppelt.

00:31:46: Ich muss das jetzt machen, damit ich meinen Tinnitus nicht höre.

00:31:50: Und dann macht es auch keinen Spaß und es bedingt funktioniert.

00:31:53: Also ich hab viele Übungen auch, die kommen dann, wenn der Mensch bereit ist.

00:31:59: Ich frage auch immer.

00:32:00: Ich bin nie, dass ich sage, das mache ich jetzt mit Ihnen.

00:32:04: Sonst, ich hätte da eine Idee, das könnte heute gut passen.

00:32:06: Ich erkläre Ihnen die erst mal.

00:32:08: Und eine ganz simple Übung, von der ich erst später erfahren habe, dass sie auch aus der Traumatherapie stammt, ist, sich im Raum umzugucken.

00:32:18: Also, das autonome Nervensystem sich beruhigt.

00:32:22: Wenn die sich bei mir hier im Raum umgucken, Und ich bitte die auch, sich zwei Gegenstände auszusuchen, die sie mögen.

00:32:29: Also damit wirklich die Aufmerksamkeit da gefesselt wird.

00:32:33: Und gehe dann auf alle Sinne.

00:32:35: Also ich lasse die Augen schließen, ich lasse sie riechen, ihre Hände befühlen.

00:32:40: Und dann nenne ich irgendetwas, was nicht in der Warnung ist.

00:32:43: Also man findet den Rücken, ich weiß, dass der Rücken in dem Moment nicht im Bein und sagt, schauen Sie, der ist da.

00:32:48: Der ist die ganze Zeit da.

00:32:50: Und sie haben ihn überhaupt nicht wahrgenommen.

00:32:53: Der war dem Gehirn egal.

00:32:55: Und genau das kann auch mit dem Tinnitus erreicht werden.

00:32:59: Das Gehen, den einfach völlig links liegen lässt.

00:33:03: Und wenn wir unter uns noch mal sprechen oder auch so in der, weil das interessiert mich schon, auch noch wissenschaftlich, es geht ja nicht um einen Negieren.

00:33:12: Es geht nicht darum, dass wir sagen, der muss jetzt weggehen oder sonst irgendwie, sondern es geht einem damit zurechtkommen.

00:33:17: Und wenn ich deine Definition des Tinnitus richtig verstanden habe.

00:33:22: dann passiert etwas im Gehirn, ob nun wirklich vom Hörsystem Informationen kommt oder im Gehirn quasi entsteht.

00:33:31: Also das, was aus dieser Interrezeption rauskommt.

00:33:33: Und das ist das Signal letztendlich.

00:33:36: Und aus diesem Signal kann ich dann wahrscheinlich ganz viel Erkenntnis ableiten.

00:33:41: Mhm.

00:33:41: Ist ein Bedürfnis-Seismograph, sage ich ganz oft.

00:33:45: Der macht mich aufmerksam.

00:33:47: Und oft ... ist der gar nicht so logisch.

00:33:50: Also zum Beispiel, wenn die Menschen lernen, für sich einzustehen.

00:33:55: Wir fangen mit ganz kleinen Situationen an, wo kein Risiko besteht, nein zu sagen.

00:33:59: Also nicht, dass die Angst, ich verliere jemand, wenn ich nein sage.

00:34:03: Die ist ja oft im Hintergrund.

00:34:04: Zum Beispiel beim Einkaufen vom Käse.

00:34:07: Das war so wahnsinnig.

00:34:09: Also der hat von der Verkäuferin ein Käse gekauft, der in so einem Gitter war.

00:34:13: Und er hat mir erzählt, er hätte früher bitten wollen, dass das gleich mal abgeschnitten wird, damit nicht bei jeder Scheibe dann diese Fütteln da drum sind.

00:34:23: Und das hat er sich nie getraut und hat sich immer geagert über sich.

00:34:27: Und dann habe ich so experimentieren.

00:34:30: Wie wär's denn, wenn Sie das nächste Mal sagen, ob das bitte abgeschnitten werden kann?

00:34:34: Und dann hat er eine sehr inadequate Antwort von der Verkäuferin bekommen.

00:34:39: Er hat gesagt, wenn er Fisch kauft, würde er sich auch nicht die Haut vom Fisch abschneiden lassen.

00:34:44: Also, der hat völlig daneben reagiert.

00:34:47: Und dann hat er sich so an unser Gespräch erinnert.

00:34:49: Und dann sagt er, dann würde ich gern den Käse nicht kaufen.

00:34:53: Und er ist hergekommen und es hat so viel mit seinem Tinnitus-Symptom gemacht.

00:34:59: also in so einen Selbstwert zu kommen, seine Grenze zu setzen.

00:35:05: Also das kann man sich manchmal gar nicht, oder ich weiß das vorher auch nicht, aber für die Menschen ist das, es schwappt rüber.

00:35:14: Also einfach selbstwirt überhaupt im Leben geht auf selbstwirt in der Bewältigung von Tinnitus.

00:35:20: Und das finde ich so interessant, weil ich merke bei dir so die Ansatzpunkte, also abgesehen von natürlich von Raum, für Information deinerseits, aber natürlich auch, dass sich Menschen mitteilen.

00:35:32: Natürlich spielt Tinnitus eine Rolle, aber es ist nicht, okay, jetzt behandeln wir den Tinnitus und schauen ihn von links und rechts an.

00:35:39: Wie du eben beschrieben hattest, nee, wir fokussieren uns noch mal mehr drauf.

00:35:43: Wie stark ist er heute?

00:35:44: Was ist passiert dann?

00:35:46: Alles und Selbstwert spielt hier eine ganz entscheidende Rolle.

00:35:49: Das höre ich immer wieder raus.

00:35:51: Und auch die Selbstwirksamkeit, wie man das Leben quasi mit Tinnitus gestaltet und die körpereigenen Signale sich quasi auch verändern können.

00:36:01: Also ich überlasse es den Klienten.

00:36:03: Also ich sage, hier kann alles Thema sein und es wird wahrscheinlich auch am Anfang der Tinnitus sehr oft sein oder immer wieder sein.

00:36:11: Aber sie entscheiden über, was sie hier mit mir reden.

00:36:14: Der Tinnitus entsteht nicht im Luftlernraum.

00:36:17: Der hat mit unserem Leben zu tun und von der hat alles Legitimation bei mir angesprochen zu werden, was sie beschäftigt.

00:36:25: Und ich habe dieses Tinnitus-Retraining.

00:36:28: Programme, also einmal eine Kompaktform, eine Kurzform von fünf Sitzungen und das große Programm quasi von zehn Sitzungen und ich merke, wie schnell es den Menschen besser geht.

00:36:41: Also als ich meine Retraining, ich habe in der Tinnitus Clinic eine Retraining Therapie Ausbildung gemacht und da kam ich immer vor neun Monaten gesprochen.

00:36:50: Ich versteh nicht, warum die so schnell fertig sind bei mir, warum's denen so schnell besser geht.

00:36:58: Manche sagen, jetzt geht's nach der Reisitzung, hätte ich jetzt nicht mehr was über den Tinnitus groß zu sagen.

00:37:05: Aber ich würde gerne den Ärger mit meinem Mann mal.

00:37:09: Ich bin ja auch Systemische Parttherapeutin.

00:37:11: Die sind so sehr eingeladen, selber zu entscheiden, was brennt denn nur gerade unter den Nägeln?

00:37:19: Und manchmal frage ich natürlich, wie geht eigentlich ihr Partner mit dem Tinnitus um?

00:37:23: Ist ja auch für den Partner manchmal eine Überlastung.

00:37:25: Also ich schlage immer einen Bogen, wenn es angebracht ist.

00:37:29: Oder Tinnitus hat ja auch so eine Funktion, der ist immer bei uns.

00:37:32: Das ist wie so ein kleiner Kamerad, den wir immer bei uns haben.

00:37:36: Und dann kommen Themen von, ich möchte eigentlich eine Partnerschaft mal wieder haben.

00:37:39: Und dann kommen die ganzen Abgrenzungsthemen, warum diese Menschen nicht in glücklichen Partnerschaften sind, weil sie sich zum Beispiel sofort anpassen.

00:37:49: Es ist so ein Schatz an Möglichkeit.

00:37:52: Und dieses Retraining-Programm, also das ist das, was du quasi in fünf Sitzungen oder zehn Sitzungen anbietest.

00:37:59: Und jetzt hast du eben ... Früher hat es neun Monate oder sind solche Programme angesetzt, wie lange dauert das?

00:38:05: Also ich kann mir vorstellen individuell kann man das wahrscheinlich auch etwas aussteuern?

00:38:09: Also individuell am Anfang sehen wir uns wöchentlich, also so die ersten drei Sitzungen sind wöchentlich und dann schaue ich mit dem Klienten.

00:38:16: Was ist für eine Frequenz jetzt angesagt?

00:38:19: und ganz oft gehen wir das schon auf vierzehntägig?

00:38:22: dann drei wöchentlich.

00:38:24: Also diese fünf Sitzungen gehen meistens ja über drei, vier, maximal fünf Monate, wo ich zum Schluss eigentlich nur nach der Anker bin.

00:38:32: Also wo man mich, man darf mich anrufen, man darf mir eine Mail schreiben.

00:38:37: Und es gibt immer die Sicherheit, wenn die Frequenz zu breit war, kann man von Norwegg anrufen und die findet einen Termin, wo wir uns eher treffen.

00:38:47: Ich merke, es hat eine unfassbare Individualität in der Thematik.

00:38:54: Wenn ich jetzt folgende Fragen stelle, sagst du wahrscheinlich, ja, ich kann nicht hundertprozentig sagen, aber trotzdem interessiert mich natürlich... Welche anderen Elemente?

00:39:01: oder ist es über das Gespräch und die Information und die Richtung, die vorgegeben wird?

00:39:05: Aber welche anderen Elemente im Alltag spielen dann eine Rolle oder begleitest du auch mit?

00:39:10: Also, wenn ich beispielsweise auf Schlaf oder Arbeitsrhythmus, Stressregulationstechniken, Geräuschkulisse, Pausen, begleitende andere Therapien.

00:39:20: Also baust du das quasi mit ein oder ist das bei dir Bestandteil davon?

00:39:24: Also es gibt diese drei Bausteine, das psychologische Gespräch, die Achtsamkeits- und Sinnesübungen und quasi die Regulation des autonomen Nervensystems.

00:39:33: Und zu allen drei Bausteinen gibt es wieder wahnsinnig viel, was sich den Menschen quasi an die Hand gibt oder mit denen hier auch mache.

00:39:42: Und Pausen ist wahnsinnig wichtig.

00:39:44: Also diese kleine zehn Minuten mal alles hinlegen, Computer ausmachen oder wirklich Mittagspause machen.

00:39:52: Viele fangen an spazieren zu gehen in der Mittagspause, weil das unser autonomes Nervensystem quasi in natürlicher Form wieder in die Balance bringt und sich das natürlich auch auf die Geräusche auswirkt.

00:40:06: Die werden dann einfach merklich leiser und der Mensch ist entspannter.

00:40:10: Du schaffst es so, Menschen aus diesem Kreislauf, aus dieser Spirale, der Erkrankst und Anspannung rauszubekommen.

00:40:17: Ja, und bei Schlaf, ja, also es ist nicht so, dass alle Menschen mit Tinnitus Schlafprobleme haben, aber die Schlafprobleme haben, da ist das selbstverständlich Thema, aber das bringen die von sich ein.

00:40:28: Und dann schaue ich erst mal mit denen, wie überhaupt ihren Schlaf gewohnen halten.

00:40:31: Also wirklich die Schlafhygiene ist ... ob Heizung an ist, ob sie wirklich zu Bett gehen, wenn sie müde sind oder ob manche sagen, ich gehe immer um halb zwölf ins Bett.

00:40:42: Oder wenn sie meine ganze Nacht auch überhaupt nicht geschlafen haben und eigentlich das Bedürfnis hätten, mal um zehn ins Bett zu gehen, machen sie das nicht.

00:40:52: Und dann sagen, ja, warum eigentlich nicht?

00:40:54: Also, sie haben einen ganzen Tag durchgehalten und ihr Körper braucht das jetzt vielleicht einfach mal.

00:41:00: Also, so starre Muster aufzulösen.

00:41:04: Und auch nicht alles immer an den Tinnitus zu hängen.

00:41:07: Also, ich selber weiß wirklich noch, dass meine Sorgen, meine eigenen Gedankenkarussell, das hat mich wirklich wachgehalten.

00:41:16: Und nicht der Ton.

00:41:18: Aber der bietet sich halt immer so wahnsinnig an.

00:41:22: Dass man sagt, wegen dem Tinnitus hab ich

00:41:24: das.

00:41:24: Ich höre raus, deine Arbeit ist sehr individuell.

00:41:28: Du hast diese drei Säulen gerade noch mal mit benannt.

00:41:32: Also das psychologische Gespräch, ich fass noch mal zusammen.

00:41:34: Achtsamkeit.

00:41:36: Achtsamkeit und Sinnesübung, die auch sehr wichtig für das Erleben von Erfolg sind.

00:41:42: Und das Thema Beeinflussung des autonomen Erfändensystems.

00:41:45: Jetzt kann ich mir vorstellen, so wie du es eben auch gesagt hast, viele, die zu dir kommen, haben eine ODC hinter sich.

00:41:50: Das heißt, nicht wenn ich morgen Ohrgeräusche habe, kommen jemand sofort auf dich.

00:41:55: was vielleicht tiefreich wäre, würde ich mal an der Stelle sagen.

00:41:59: Aber gib uns mal so einen Einblick noch mal, auch wenn das wahrscheinlich schwierig ist, bezüglich der Prognose.

00:42:05: Also du sagst das Retraining, fünf Sitzung, zehn Sitzung, das kann sich ausweiten.

00:42:10: Du bleibst der Anker unter Umständen.

00:42:12: Wie lange begleitest du Menschen?

00:42:14: Du hast gesagt bei vielen schon in den ersten Wochen, dass sich wirklich eine Veränderung einstellt, nicht den Ton zum Schweigen zu bringen, sondern die Bedeutung zu verändern.

00:42:22: So würde ich es ... Ja,

00:42:23: also in die Bedeutungslosigkeit.

00:42:26: Genau, ich sage jetzt erst mal Bedeutung verändern, aber gibt es gut Bedeutungslosigkeit, dass wir das noch mal mit dabei

00:42:31: haben?

00:42:32: Also wenn es ein halbes Jahr ist, ist das lang.

00:42:34: Okay.

00:42:35: Viele Menschen kommen dann auch wegen was ganz anderem, mal wieder irgendwie.

00:42:39: Aber also oft, wenn die bei mir Buchenzehnsitzung, großes Retraining und wir merken in der siebten Sitzung, es geht ihnen gut, dann endet da das Retraining.

00:42:48: Also bei mir muss man kein Programm durchlaufen.

00:42:52: Und mir wird auch gerade im Gespräch mit dir jetzt bewusst, also ich habe euch ein wahnsinnig individuellen Ansatz.

00:42:57: Ich gehe voll auf das ein, was für die Menschen jetzt wichtig ist, um sie in ihre Selbstwirksamkeit zu bekommen.

00:43:05: Jetzt lass uns gerne noch einmal einen Blick darauf wenden.

00:43:09: Wir reden von Menschen, die davon betroffen sind und vor allen Dingen ganz häufig chronisch davon betroffen sind oder sehr stark ihren Teenagers zu wahrnehmen.

00:43:18: Lass uns trotzdem hier noch mal ein Ordnern, was ist präventiv möglich?

00:43:21: Also, kann man einem Tinnitus vorbeugen?

00:43:24: Gibt es irgendwelche Dinge, auf die man besonders achten sollte, Thema Botschaften, die vielleicht an anderen Stellen schon mal der Körper gesendet hat?

00:43:33: Was würdest du uns damit geben?

00:43:34: Also, ich denke, es ist eine Achsamkeit mit dem Hörsinn.

00:43:37: Also, nicht permanent Musik auf die Ohren zu spielen.

00:43:41: Und diese Inners machen oft auch das so ein Hörpropf nach ... Vorhin geschoben wird zum Trommelfill und die Leute quasi das immer lauter drehen und es aber nicht mitbekommen, bis das Ohr anfängt zu klingeln, wirklich irgendwann.

00:43:55: Und sonst denke ich auch, alles, was unser gesundheit prinzipiell gut tut, Pausen machen, zu schauen, was macht mir Freude im Leben?

00:44:06: Was erfüllt mich?

00:44:07: Wo sind meine Kraftquellen?

00:44:10: Also, tinge ist ein Symptom von sehr, sehr vielen, mit dem unser Körper reagiert.

00:44:16: Andere haben Magenschmerzen oder den bleibt die Luft weg.

00:44:20: Unser Körper hat sich den Kopf als Säulbruchstelle ausgesucht, der am sensibelsten auf Überlastung

00:44:28: reagiert.

00:44:28: Würde dein Ansatz auch bei anderen genau solchen chronischen Symptomen Sinn ergeben, würde ich jetzt erst mal sagen, ja, auf jeden Fall.

00:44:35: Aber behandelst du auch andere Patienten?

00:44:38: Nee, nee.

00:44:39: Mein zweiter Schwerpunkt ist ja die Papartherapie, die ich genauso liebe.

00:44:43: Aber das kann ich gar nicht beurteilen.

00:44:46: Also ich denke, prinzipiell ist ein gesunder Körper nicht in der Not, uns Signale schicken zu müssen.

00:44:54: Also ich glaube auch Ernährung, also spielt eine ganz wichtige Rolle, wenn der Körper permanent übersäuert ist.

00:45:00: Also es ist eine Summe, es ist ein Ganzes.

00:45:03: Das ist auch mein ganzheitlicher Ansatz, den ich

00:45:06: habe.

00:45:06: Eben Eingangs hatten wir schon in Teilen dazu gesprochen, das wollte ich gerne noch mal versuchen mit aufzugreifen.

00:45:11: Du hattest das Thema, also ich nenne es mal fast so aus einer evolutionen Perspektive mit aufgegriffen, dass man sagt, so Homo sapiens ist eigentlich nicht gewohnt so viel.

00:45:21: input die ganze zeit zu bekommen geht es noch nicht mal nur um die in ihr kopfhörer sondern na ja eine dauerbeschallung ein information die dauerhaft an das gehören gehen an den auditiven cortex kommt ständig zur verarbeitung.

00:45:35: du sagtest selbst irgendwie unsere vorfahren haben damit deutlich weniger zu tun gehabt.

00:45:39: also in der natur haben wir natürlich diese lautstärke nicht das kennt jeder der da unterwegs ist aber ganz spezifische.

00:45:45: Auditive Signale, ob nun von Tieren oder Geräuschen von Bäumen.

00:45:49: Und du hast noch einen anderen Punkt gesagt, dass wirklich auch das Gehör der heutigen Generationen schneller alt hat.

00:45:55: Ja,

00:45:57: genau.

00:46:00: Also generell auch mal Ruhe geben.

00:46:01: Also, man, wirkliche Stille gibt es bei uns nicht, aber an ruhige Orte zu begeben.

00:46:06: Und das andere ist einfach dieser mentale Stress.

00:46:09: Also, dass Menschen sehr wenig in der Gegenwart leben.

00:46:11: Also, das mir oft beschrieben wird, dass dann schon die Einkaufsliste im Kopf läuft und anstatt einfach mal die Tasse Kaffee wirklich zu riechen, zu schmecken, zu genießen.

00:46:21: Also Stress generell ist eine Bedrohung für unseren Körper.

00:46:25: Früher waren es die wilden Tiere.

00:46:27: Und Stress ist nur auf kurze Zeit eigentlich ausgelegt.

00:46:30: Also, dass unsere Stresskaskade, die Bodenstoffe oder das autonome Nervensystem wird permanent in die Anspannung geschickt, und das macht uns krank.

00:46:41: Tinnitus, ja, ein Symptom, oder wie wir wissen, ein Signal unseres Körpers.

00:46:47: Es ist ein wahrliches Zusammenspiel aus unserer Biologie, unserem Stresssystem, dem Nervensystem.

00:46:53: Auch das, was wirklich ihm gehindern sich verändern kann.

00:46:56: Ein Zusammenspiel aus höheren Emotionen, das haben wir auch ganz klar erkannt, und Erwartungen.

00:47:02: Und wie ich finde, haben wir mit Annette heute viele ... Komplementäre oder auch alternative Ansatzpunkte besprochen, die das Thema Tinnitus wirklich aus einem ganz anderen Blickwinkel beschreiben.

00:47:14: Annette, an der Stelle schon mal vielen Dank, dass du deine Praxiserfahrung, dein Praxisalltag und deine, deine Ansätze mit uns geteilt hast.

00:47:25: für die Menschen, die uns jetzt zuhören.

00:47:27: Frag ich immer gerne unseren Gast noch einmal, was würdest du ihnen mitgeben?

00:47:31: ob nun sagen wir mal auf präventiver Ebene oder auch mit bestehendem Tinnitus, was man auf jeden Fall tun oder vielleicht doch lassen sollte.

00:47:40: Also das erst ist tatsächlich raus aus dem unruhigenen Fohren, also im Internet sind ungefähr dreißig Prozent Fehlinformationen.

00:47:49: Und wenn ich in einem angespannten Nervensystem bin, neige ich auch dazu, was zu lesen, was da nicht steht.

00:47:56: Oder Angst zu kriegen.

00:47:58: Und ganz vieles zum Beispiel ist Ausschlussdiagnostik.

00:48:01: Wenn MRT gemacht wird, ist Ausschlussdiagnostik.

00:48:03: Und wenn da dick was von Hirntumor steht, ist das nicht gerade zu meiner Beruhigung.

00:48:09: Und das andere ist eher wirklich sich zu trauen, also so Mut zu fassen.

00:48:15: Manchmal ist hier ein Gespräch, also das Ein Gespräch schon so eine Wende in die richtige Richtung bringt, wenn die Menschen früh kommen.

00:48:23: Und nicht, dass diese ganzen frustrierenden Erlebnisse und Hilflosigkeit hinter sich haben.

00:48:30: Und was ich selber liebe, ist Waldbaden, was ich auch immer wieder empfehle.

00:48:34: Also einfach etwas, was unser autonomes Nervensystem ganz schön beruhigt.

00:48:40: Ja, also in Bäume zu gucken, Bäume zu umarmen, die Erde unter den Füßen zu spüren.

00:48:45: Auch die Farbe Grün spielt eine große Rolle.

00:48:48: Es hat man auch in Kliniken ja mittlerweile erforscht.

00:48:51: Wenn die Zimmer nicht mehr steril-weiß gestrichen sind, brauchen die Menschen oft weniger Berührungsmittel.

00:48:58: Also es ist alles nicht irgendwo herbeigezogen, sondern vieles ist einfach schon super beforst.

00:49:03: Ja, einfach zu wissen, auch ein chronischer Tinnitus, also unser Körper, besitzt alles, um diesen Ton wieder auszublenden.

00:49:11: Das alles schon vorhanden.

00:49:13: Wir müssen nur andocken.

00:49:14: Tinnitus loslassen oder den Tinnitus auch in die Bedeutungslosigkeit senden.

00:49:20: Das war das Thema dieser heutigen Episode.

00:49:23: Für die, die jetzt zugehört haben, vielleicht selbst davon betroffen sind, hoffentlich spannende Ansatzpunkte.

00:49:27: Wir verlinken auf jeden Fall, lieber Annette, deine Seite und auch dein

00:49:31: Buch

00:49:32: zu dem Thema.

00:49:32: In den Show-Notes könnt ihr euch auf jeden Fall anschauen.

00:49:35: Und für alle, die entweder selbst davon betroffen sind oder andere kennen, die mit Teenitus zu tun haben, empfehlen wir ganz klar, diese Episode zu teilen.

00:49:43: Weil doch durchaus ein paar andere Ansatzpunkte hier zu hören sind.

00:49:48: Und von daher noch mal, Annette, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast.

00:49:52: Und ich hoffe, dass wir uns bald mal wiedersehen.

00:49:55: Danke, dass ich meine Botschaft teilen durfte.

00:49:58: Danke, vielen Dank.

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